Materialbewirt­schaftung für eine naturnahe Flusslandschaft

Rheinregulierung - Newsbeitrag
 
12. April 2021 Arbeiten am Rhein

Materialbewirt­schaftung für eine naturnahe Flusslandschaft

Die Dämme des Rheins reichen heute rund 3.5 Kilometer weit in den Bodensee hinein. Dieser Bereich heisst Rheinvorstreckung und verhindert die Verlandung der Harder- und Fussacher Bucht. Der Rhein lädt die mitgeführten Feststoffe so nämlich nicht in Ufernähe ab, sondern weiter draussen im See. Gleichzeitig entwickelt sich die Rheinvorstreckung mit dem Naturschutzgebiet Rhein Delta dank gezielter Materialbewirtschaftung zu einer ökologischen Perle.

Das Alpenrheindelta ist das grösste Binnendelta Europas. Die Mündungslandschaft ist durch die enormen Geschiebe- und Sedimentmengen des Rheins entstanden. Allein im 20. Jahrhundert hat der Alpenrhein rund 2,5 km² neue Landflächen geschaffen. Mit dem Bau der Rheinvorstreckung ist das Problem der Verlandung der Harder und Fussacher Bucht vorerst gelöst. Damit sich der Bereich der Rheinvorstreckung aber in eine Naturparadies verwandelt, ist eine aktive Bewirtschaftung notwendig.

Gezielte Materialbewirtschaftung
Regelmässig werden in den Rheinvorländern Sand und Rheinletten abgetragen. Diese mit Pflanzenteilen durchsetzten Sedimente sind für die ökologische Aufwertung der Rheinvorstreckung Gold wert. Das Material wird in der Rheinvorstreckung so ausgebracht, dass möglichst viel Strukturvielfalt und möglichst lange Uferlinien entstehen. Es werden permanent wasserführende Strukturen mit flach ansteigenden Böschungen geschaffen. So ist gewährleistet, dass auch bei unterschiedlichen Wasserständen des Bodensees geeignete Standorte für die Tier- und Pflanzenwelt zur Verfügung stehen. Alpines Schwemmland mit dem kleinen Rohrkolben kann ebenso entstehen wie Weichholzauen. Offene Kies- und Schlickflächen gehören genauso zum Konzept wie Haufen mit Totholz und Steinen.

Die so entstehenden Nebengewässer und Flachwasserbereiche werten die Lebensräume für Tiere und Pflanzen auf und begünstigen die ökologische Vielfalt. Indem lokale Dynamik und begrenzte Erosion zugelassen werden, entstehen wertvolle, deltaspezifische Lebensräume. Von den Massnahmen, insbesondere vom 2019 eingebauten Fischdurchlass am rechten Rheindamm, profitieren die Fischarten Koppe, Strömer, Bitterling und Seeforelle. Die Flussseeschwalbe, der Eisvogel und der Bienenfresser gewinnen aber genauso wie der Laubfrosch, die Gelbbauchunke oder die Zauneidechse. Gezielte Pflegemaßnahmen dienen dazu, die Lebensräume entsprechend ihrer Zielsetzung langfristig zu erhalten bzw. den hohen Gehölzaufwuchs in Grenzen zu halten. Durch eine Bresche im rechten Rheindamm kurz vor der Mündung in den See wird zusätzlich für eine gewisse Verlandungsdynamik gesorgt. Bei Hochwasser wird so nämlich ein Teil der Feststoffe dort abgelagert, statt in den Tiefen des Bodensees zu verschwinden.

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Der 2019 erbaute Fischdurchlass.
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Die Materialbewirtschaftung sorgt für Vielfalt am Ufer.
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Trotz Wind und Wetter fühlt sich der Eisvogel bei der Rheinvorstreckung zu Hause.
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Strukturvielfalt zwischen Rhein und Bodensee.