Einblick in das Nadelöhr

Rheinregulierung - Newsbeitrag
 

Einblick in das Nadelöhr

Am Alpenrhein sind die Gebäude nirgends so nah an Hochwasserschutzdamm gebaut, wie in Lustenau. Gegenüber, auf der Schweizer Seite, wurde zwischen Au und St. Margrethen sogar die Autobahn auf dem Damm und neben den Hochspannungsleitungen platziert. Diese Engstelle bietet einige Herausforderungen für die beiden Rheinbauleiter.

Kürzlich hat das Schweizer Bundesamt für Strassen mitgeteilt, dass auf der Autobahn A13 zwischen Au und St. Margrethen Lärmschutzmassnahmen umgesetzt werden. Dort wo die Autobahn auf dem Hochwasserschutzdamm liegt, werden auf einer Strecke von 770 m (Seite Au) resp. 540 m (Seite Rhein und Lustenau) Lärmschutzwände installiert. Was für die Anwohner ein Segen ist, ist für den Hochwasserschutz eine Herausforderung mehr, die es zu meistern gilt. Denn genau diese Stelle gilt als Nadelöhr. Die Verflechtung von Autobahn, Hochspannungsleitungen und Hochwasserdamm, Rheintaler Binnenkanal, SBB-Bahnlinie, Hauptstrasse und einer Grundwasserschutzzone lassen Bauarbeiten, Untersuchungen oder auch den Dammunterhalt zur Knacknuss werden.

Kein Durchkommen
Daniel Dietsche, Rheinbauleiter Schweiz erklärt die Situation zwischen Au und St. Margrethen wie folgt: «Die Zufahrt zum Damm auf der Aussenseite, also Richtung Rheintaler Binnenkanal aber auch zum Rhein hin, ist an vielen Stellen unmöglich. Darum behalten wir die Engstelle im Hochwasserfall immer sehr genau im Auge. Gerade weil die Zufahrt zum Damm so schwierig ist, müssen wir Schwachstellen frühzeitig erkennen, um falls nötig Gegenmassnahmen zu ergreifen».

Lösungen gibt es immer
In der Vergangenheit mussten die Rheinbauleiter die Internationale Rheinregulierung schon vermehrt «kreative» Ansätze wählen, um Arbeiten zwischen Autobahn und Binnenkanal durchzuführen. Im Herbst 2020 wurde z.B. ein für Untersuchungen benötigtes Bohrgerät mangels anderer Möglichkeiten von der Autobahnbrücke zur richtigen Stelle abgeseilt (zum Bericht). Aktuell ist eine Baggerung zwischen ÖBB-Brücke und Lehnenviadukt geplant. Es wird untersucht, wie der Dammfuss aufgebaut ist, welcher im Rheintaler Binnenkanal steht. Weil die Zufahrt zur entsprechenden Stelle mit schwerem Gerät sehr schwierig ist, wird ein Schreitbagger eingesetzt. Dieser meistert auch die steilsten Böschungen und macht so die Baggerarbeiten überhaupt erst möglich. Damit die Arbeiten am Rheindamm künftig einfacher werden, suchen die Rheinbauleitungen ständig nach Möglichkeiten, um die Zugänglichkeit zu verbessern. Dabei werden auch Zufahren von der Autobahn aus oder mittels Überfahrten über die Gleisanlagen bei der ÖBB-Brücke in Betracht gezogen.

Häuser am Damm
Auch am gegenüberliegenden Rheinufer, in Lustenau sind die Verhältnisse am Hochwasserschutzdamm eine echte Herausforderung. Direkt hinter dem Schutzdamm stehen Häuser. Das Rheinbähnle fährt auf dem Damm Richtung Widnau und auch das Fussballstadion ist am Damm platziert «Unterhaltsarbeiten für den Hochwasserschutz sind in Lustenau nicht einfach. Die Zufahrt ist durch die dichte Besiedlung nur begrenzt möglich. Auch im Ernstfall können die Einsatzkräfte an vielen Orten nicht einfach schnell zur Dammaussenseite gelangen», erklärt Mathias Speckle, Rheinbauleiter Österreich und ergänzt: «Wir haben deshalb speziell für diesen Abschnitt ein neues System angeschafft. Wenn im Hochwasserfall an einer schwer zugänglichen Stelle an der Dammaussenseite ein Problem auftritt, kann ein Auflastfilter nun ohne schweres Gerät aufgebracht werden.» Ein Video, welches in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Lustenau aufgenommen wurde zeigt, wie so ein Auflastfilter aufgebaut wird.

Sofortmassnahmen: Vorlandabsenkung und Verbesserung Zugänglichkeit
Die Engstelle bei Lustenau weist rechnerisch die geringste Abflusskapazität des Rheins auf. Darum werden dort grosse Anstrengungen unternommen, um die Abflusskapazität zu erhalten und die Zugänglichkeit zum Damm zu verbessern. Die Entfernung der Lettenablagerungen im rechten Rheinvorland gehört genauso dazu, wie Räumarbeiten entlang des Dammes. «Der Kooperationswille seitens der privaten Grundbesitzer sowie der Gemeinde, um beispielsweise neue Zufahrtsmöglichkeiten zu schaffen ist in grossem Ausmass vorhanden. Das erleichterte die bisherigen Umsetzungen erheblich. Der Dank gebührt allen Beteiligten», betont Rheinbauleiter Speckle. Der Rheinabschnitt zwischen Au und St. Margrethen, resp. bei Lustenau ist sicherlich die herausforderndste Stelle auf der Strecke der Internationalen Rheinregulierung. Mit viel Verständnis von allen Seiten, gutem Willen und einer Portion Kreativität finden sich aber auch hier Lösungen für den Hochwasserschutz.

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Kurz vor Fertigstellung der Autobahn auf dem Hochwasserdamm.
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Aussicht auf die Engstelle.
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Flugaufnahme der Engstelle.
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Hochwasser 2019.